Meine ursprüngliche Heimat ist in Mittel- und Westchina doch auch in hiesigen Gärten fühle ich mich wohl. Am besten pflanzt man mich noch im Kleinstrauchalter mit ca. 200 cm Abstand zu den Nachbarn an milder Lage oder an einem geschützten Standort. Ob solitär als degagierte Diva oder kommunales Mitglied einer Gehölzrabatte ist mir einerlei. So oder so verbessere ich die Klimabilanz als kompakt wachsendes Gartengehölz mit zwei bis drei Metern Höhe und ca. zwei Metern Breite. An meinen weich behaarten Trieben wachsen elliptische, langzugespitzte dunkelgrüne Blätter, die mein Strauchwerk von Frühling bis Spätherbst überdecken.
Im Sommer setze ich in der Wahl meiner Bestäuber klare Prioritäten. Bevorzugt locke ich Hummeln, Bienen und Schmetterlinge zu mir in den Strauch. Ob sie wollen oder nicht, mit dem Duft meiner hell lilafarbene Blüten bringe ich fast alle um den Verstand.
Auch viele Exemplare der Gattung Homo Sapiens sind nicht gefeit vor meiner Magie. Als Augenwesen wirkt bei ihnen zwar nicht mein Liebesduft, dafür mein Anblick im Herbst, der sie in eine gigantische Betrachtungseuphorie katapultiert. Der Grund dafür sind meine büschelweise angeordneten, beerenförmigen Kugelfrüchte, die so kräftig violett aus dem Buschwerk herausstrahlen, als hätte Picassos Geist höchstselbst sie angemalt. Noch im Dezember, wenn meine Blätter den eiskalten Nächten längst ihren Tribut entrichtet haben, leuchten sie mit der Wintersonne um die Wette. Apropos Winter: Ich kann zurück frieren und muss nicht ständig geschnitten werden. Als Verjüngungskur so alle zwei Jahre, finde ich es aber ganz okay.
Wie es sich für eine Pflanze von weltweiter Verbreitung gehört, bin ich pflegeleicht und robust. Auch stehe ich nicht auf dem Speisezettel der meisten Schädlinge, für die bin ich viel zu geschmäcklerisch. Ich sage dir, wenn du mich bei dir einsetzt, wird deine Gartenwelt fürderhin nicht mehr dieselbe sein.